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Sonja – Verengte Speiseröhre sorgt für Schluckblokaden

„Wahrscheinlich hast du das von der Omi geerbt!“ – Das sagten Sonjas Eltern, als ihr im Alter von elf Jahren erstmals das passierte, was sie fortan ihr Leben begleiten sollte: Beim Essen blieb ihr etwas in der Speiseröhre stecken. Ausgerechnet auf einer Klassenfahrt wollte ein Stück Apfel einfach nicht weiterrutschen, und herauswürgen ließ es sich nur mit großer Mühe. Dem präpubertären Mädchen war das extrem peinlich.

Selbst als Erwachsene verheimlichte Sonja ihre Probleme noch lange Zeit, bevor sie lernte, offen damit umzugehen. Heute, mit inzwischen 56 Jahren, weiß sie, dass das Leiden auf eine chronische Entzündung zurückzuführen ist, getriggert durch bestimmte Lebensmittel. Wie bei der Oma besteht offenbar eine gewisse Veranlagung zu Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems. So ist seit einiger Zeit auch eine chronische Urtikaria bei Sonja bekannt.

Frau in Küche trinkt mit skeptischem Blick einen Smoothie, vor ihr sieht man einen Mixer, Orangen und Blaubeeren.
Frau in Küche trinkt mit skeptischem Blick einen Smoothie, vor ihr sieht man einen Mixer, Orangen und Blaubeeren.

Ausgerechnet beim Trinken eines Smoothies blieb Sonja eine Blaubeere im Hals stecken, die dann in der Notaufnahme entfernt werden musste.

Nachdem nun die tatsächliche Diagnose gestellt und die Behandlung eingeleitet worden ist, bleibt kaum noch etwas im Hals stecken. Sonja muss sich auch nicht mehr bei Partys oder Restaurantbesuchen auf die Toilette zurückziehen, um dort Erbrechen auszulösen, um auf diese Weise den in der Speiseröhre steckengebliebenen Bissen herauszubringen. Sie muss sich nicht mehr bei Geschäftsessen entschuldigen, weil sie für eine halbe oder ganze Stunde verschwinden muss. „Ich wünschte, ich hätte mich früher zu einer Untersuchung entschlossen“, meint sie heute, nachdem die Behandlung ihr Leben verändert hat.

Das erste Mal in der Notaufnahme

Ein Jahr ist es her, als beim Trinken eines Obst-Smoothies eine Blaubeere stecken blieb. Diesmal hilft gar nichts. Kein Trinken von Wasser, kein Stück Brot, kein Würgen. Zum ersten Mal in ihrem Leben, es ist ein Sonntag, sucht Sonja die Notaufnahme des nahegelegenen Krankenhauses auf. Ein auf Magen-Darm-Krankheiten spezialisierter Internist kann per Speiseröhrenspiegelung mit einem Endoskop die Blaubeere zerkleinern und in den Magen spülen. Sie erhält – wie es üblich ist – für die Zeit der Untersuchung ein wenige Minuten wirkendes Schlafmittel. Als Sonja wieder wach ist, sagt der Arzt zu ihr: „Das war aber ganz schön verengt bei Ihnen.“ Mit dem normal großen Endoskop war er gar nicht durch die Enge in der Speiseröhre hindurchgekommen, sondern musste auf ein kleineres Instrument wechseln, wie es bei Kindern verwendet wird.

Eng ist es, weil sich Sonjas über Jahrzehnte entzündete Speiseröhre bereits verändert hat: Es sind Narben entstanden. Diese ziehen sich zusammen, das Gewebe verhärtet sich, die unwillkürlichen Bewegungen der Speiseröhre beim Schluckakt (Peristaltik) funktionieren nicht mehr gut und der Hohlraum, durch den jeder einzelne Bissen zum Magen gelangt, wird immer schmaler.

Speiseröhre bereits stark vernarbt

„Der Arzt schlug mir vor, die Engstelle mit einem Ballon zu weiten, dann könne ich auch mal wieder eine Currywurst essen“, erzählt Sonja. „Als ich den Termin dann hatte, klappte das aber nicht, weil das Gewebe bereits so stark vernarbt war.“ Außerdem wurden Gewebeproben entnommen (Biopsien). Deren Untersuchung unterm Mikroskop ergab die Diagnose einer eosinophilen Ösophagitis (EoE), also einer Speiseröhrenentzündung, die durch besondere Immunzellen (eosinophile Granulozyten) gekennzeichnet ist. Sonja erhielt zunächst eine Behandlung mit einer antientzündlich wirkenden medikamentösen Therapie. Außerdem begann sie, alle Nahrungsmittel, die potenziell die Entzündung triggern können, wegzulassen: Weizen, Milchprodukte, Eier, Soja, Fisch und Nüsse. „Ich dachte: Toll! Eigentlich kannst du jetzt gar nichts mehr essen!“

Gerade Fisch hat sie immer gern gegessen, zumal das nie Probleme beim Schlucken bereitete. Früher aß sie morgens Müsli oder Vollkornbrot, mittags oder abends oft Pasta. „Das rutscht immer.“ Aber diese aus Getreidemehl hergestellten Produkte haben dafür gesorgt, dass die Entzündung immer wieder aufflammte. Mittlerweile weiß sie, dass sie vor allem Weizenprodukte meiden muss. Kuhmilch, den häufigsten Trigger bei EoE, könnte sie trinken oder Milchprodukte essen. Sonja lässt sie aber doch lieber weg. Vieles andere kann sie weiterhin essen, aber ihre Ernährung sieht inzwischen schon sehr viel anders aus als früher.

Spürbare Verbesserung unter Therapie

Die Therapie zeigte nach zwei Wochen erste Wirkungen. Danach wurde es Woche für Woche besser mit dem Schlucken. Wenn doch mal etwas steckenbleibt, braucht Sonja heute nur noch ein Glas Wasser. „Nach der Behandlung haben mein Mann und ich uns ein Essen in einem Sternerestaurant gegönnt. Das hat mich so glücklich gemacht, weil ich einfach wusste: Ich kann wieder so gut wie alles essen, ohne Angst zu haben, dass etwas im Hals stecken bleibt.“ Und: „Das ist eine wirklich große Verbesserung meiner Lebensqualität.“

Die Suche nach Informationen zu ihrer Krankheit EoE führte Sonja auch zur Internetseite schluckbeschwerden.de. „Da wusste ich: Ich bin nicht allein mit meinem Problem!“ Sie ist froh, dass sie endlich den Grund für ihr lebenslanges Leiden kennt, nicht zuletzt, weil es unbehandelt schwerwiegende Folgen haben kann. Neben wiederkehrenden Schluckblockaden können Schmerzen und ein unangenehmes Brennen hinter dem Brustbein die Lebensqualität auf die Dauer stark einschränken.

Keine Angst vor Endoskopie

Um die Erkrankung und die Veränderungen in der Speiseröhre im Blick zu behalten, sind regelmäßige Speiseröhrenspiegelungen (Endoskopien) erforderlich – bei Sonja aktuell einmal im Jahr. Das findet sie nicht schlimm. „Ich bin froh, dass es diese Möglichkeit gibt und dass mit einem Endoskop im Notfall ein Speisebolus entfernt werden kann.“ Außerdem werden Gewebeproben entnommen, um den Entzündungsgrad der Speiseröhrenschleimhaut zu überprüfen und die Therapie gegebenenfalls anzupassen.

Die erste Kontrolluntersuchung seit Beginn der Therapie ist erst wenige Wochen her. „Ich war schon etwas aufgeregt, aber nicht wegen der Untersuchung selbst! Aufgeregt war ich, weil ich gehofft habe, dass der Befund besser geworden ist.“ Subjektiv geht es Sonja so gut wie schon seit Jahren nicht mehr. Aber bestätigt sich das nun auch bei der endoskopischen Untersuchung?

Tatsächlich konnte der Gastroenterologe mit dem normalgroßen Endoskop die gesamte Speiseröhre inspizieren und eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur Voruntersuchung feststellen. Die Biopsien haben aber unter alleiniger Diät eine fortschreitende Entzündungsaktivität ergeben. Und verengt ist die Speiseröhre noch immer etwas – nicht immer lassen sich die Vernarbungen vollständig therapieren. Daher hat Sonja mit ihrem Gastroenterologen eine medikamentöse Dauertherapie vereinbart.